Die Macht der Worte oder die Worte der Macht.
Dass der Wert von einfachen Worten wie zu Zeiten des Kasinokapitalismus in die Höhe schnellen kann, hat uns das Zeichen Hashtag gelehrt. So kann heute ein Wort oder eine Wendung durch die Menschen, die sich damit identifizieren sehr schnell sehr mächtig werden. Eine wahre Bewegung in der Gesellschaft initiieren. Vor ein paar Hundert Jahren, so stelle ich mir vor, war das Gegenteil der Fall. Zum Beispiel sind Alchemisten wohl lieber für immer verstummt als auch nur ein Sterbenswörtchen von ihren ominösen Rezepturen verlautbaren zu lassen. Im Dunkeln und im Geheimen wurde an den Grundpfeilern der Macht herum experimentiert. Aus Blei Gold gemacht. Oder mit der Struktur des Lebens herumgespielt. Schade um das viele Wissen, dass sie nicht ausgetauscht haben zum Beispiel am Symposium für Internationale Transmutation der weissbärtigen Alchemiker.
Ich habe eine Karriere daraus gemacht, mit der richtigen Wortwahl für Unternehmen und ihre Produkte und Dienstleistungen zu werben. Doch allein war ich nie. Ich hatte zumindest einen genialen Grafiker zur Seite und eine beharrliche Beraterin im Fahrwasser, die leicht nervös auf die Uhr schaute. Ja, die Macht der Worte in der Werbung hatte auch viel mit dem Glauben daran zu tun. Ein Claim war nur so stark, wie die Kommunikationsmannschaft, die ihn umsetzte in vielen vielen Werbemitteln. Auch als Dozentin habe ich erfahren, wie die richtigen Worte Menschen begeistern können, über sich herauszuwachsen. Die ganze Erwachsenenbildung ist in meiner Erfahrung gespickt mit Zaubersprüchen, die neue Horizonte eröffnen und die von berufenen Dozierenden von Herzen gern weitergegeben wurden.
Nun bin ich so weit, in Seminaren mein gutes Wort für Menschen in Krisen anzubieten. Die Umdeutung einer Situation, die uns an den Rand des Wahnsinns und manchmal auch darüber hinaus bringt, ist meine neue Herausforderung. Schon nur mit Worten eine Situation wertschätzend und wahrnehmend zu beschreiben kann eine unheimliche Verbesserung bedeuten. Natürlich gelingt das nicht beim ersten Anlauf. Aber kein Autor und keine Schriftstellerin kann ohne Entwürfe über Entwürfe zu etwas wie einer Meisterklasse reifen. Ich glaube, dass wir mit Worten auf der mentalen Ebene so lange trainieren, bis sich die Gefühle dahinter sammeln können und uns auf einmal in eine neue Dimension vorstossen lassen. Das macht ja auch ein richtig gutes Buch aus: Die Zeit und die Energie, die darin verpackt sind.
Eine schöne (Fremd)Sprache, die ich für Krisenbewältigung entdeckt habe, ist die der Schamanen und Indianer. Sie besitzt eine so grosse Verbundenheit mit der Natur, dass sie sich bei jedem Waldspaziergang nachempfinden lässt. Vögel, Steine, Bäche, Rehe, Schnecken, Heilkräuter, Giftpflanzen alles ist verbunden durch die gleiche Seelenenergie. Man muss nur lang genug beobachten und es eröffnet sich eine sinnhafte Welt. Mit so einer mächtigen Sprache lassen sich neue Ufer erobern im eigenen Bewusstsein – ganz ohne Ayuvasca. Ich freue mich auf diesen neuen Kurs, den ich bald ausschreiben werde. Schamanisches Stroytelling mit Heilkräuter-Weisheit. #staytuned