Das Mass aller Dinge und meines. Seit 2014.
Geld ist ein wunderbares Mass. Es ist neutral. Es kann voller Liebe und gutem Willen kleine und grosse Wunder bewirken. Es gibt Sicherheit. Es ermöglicht bessere Gesundheit und ein langes und gutes Leben. Es lässt Züge pünktlich abfahren und gutes Wasser aus dem Hahn fliessen. Geld bekommt man für Leistungen, die dem grossen Ganzen einer Gesellschaft zu Gute kommen. Je mehr Geld, um so wichtiger sind sie, die Big Player dieser Welt. Ich behaupte jedoch: Je weniger Geld man hat, umso besser ist das Verhältnis dazu. Denn es öffnet die Augen für etwas viel Wichtigeres: Den wahren Wert der Dinge.
Was eine tödliche Krankheit für meine Familie getan hat.
Wenn man sehr viel Glück hat, wird man in eine italienische Familie hineingeboren. Die Dramen sind dramatischer, das Essen ist besser und wenn etwas passiert, feiert der Geist der Squadra Azzura in der WM 1982 Wiederauferstehung. Meine Mutter ist das schlagende Herz unserer Familie gewesen. Nichts machte sie glücklicher als uns alle versammelt -komplett wie eine Panini Bildli Serie – um den Esstisch in Schlieren zu haben, mit bester Pasta al Forno zu bewirten und uns dann der Reihe nach zu zerfetzen in klitzekleine Konfetti: Zuerst meinen Papa, dann mich, dann meinen kleinen Bruder und manchmal auch meine Tochter. Nie zur Kasse gebeten wurden mein Sohn und mein älterer Bruder, auch bekannt als Messias 1 und 2.
Diagnose Brustkrebs und Diagnose Knochenkrebs
Als der kleine Knoten in der Brust sich als böser Tumor entpuppte, sagte meine Mutter sofort: Das wird nicht gut enden. Sie hat wie immer Recht behalten, obwohl sie fast fünf Jahre nichts unversucht gelassen hat, um Unrecht zu bekommen. Und wir mit ihr. Ich als Rebell der Familie sah mich auf einmal als zentrales Element bei fast allen Arztbesuchen involviert, um zu übersetzen und zu unterstützen, meine Brüder zu unterrichten, meinen Vater zu informieren und meinen Kindern zu erklären, was passiert. So viel zu meiner Rolle als schwarzes Schaf und zur Heimkehr der verlorenen Tochter. Ein wahres Wunder war aber, wie wir alle zusammen gerückt sind. Wie sich unsere Phobien und Paranoias sich für den guten Zweck zu helfen in Luft aufgelöst haben, wie wir alle Zeit oder Geld oder gute Worte oder Gespräche beigesteuert haben, um einen Schritt nach dem anderen für diesen geliebten Menschen erträglicher zu machen.
Den Respekt behalten für die Via Crucis eines Menschen ist harte Arbeit.
Meine Mutter wollte es ihr Leben lang genau so haben, wie sie es haben wollte. Und nicht anders. Das machte die Pflege besonders schwer. Blut abnehmen war schon immer eine Qual gewesen für sie, doch wöchentlich während fast fünf Jahren wurde es zum Martyrium. Für beide Seiten. Denn die Angst meiner Mutter wirkte ansteckend auf die Krankenschwestern und natürlich fand man erst nach dem dritten Versuch die richtige Ader. Die grösste Stärke meiner Mutter war, immer sich selbst zu sein. Und so war es auch ihre grösste Prüfung. Diese Krankheit mit den brutalen Folgen der Chemo hat uns den Moment feiern lassen, auch das konnte sie sehr gut. Sie hat die Freundin meines Sohnes, den Freund meiner Tochter wie Königskinder willkommen geheissen. Mit welcher Energie, das weiss nur die Madonna.
Meine Entscheidung in der Radiologie des Hirslanden Spitals.
Ich habe lange die Werbung, das Dozieren und das Assistieren meiner Ma jonglieren können, bis ich im Untergeschoss bei der Metastasen Untersuchung mit radioaktivem Zucker genannt Zintigrafie keinen Empfang hatte, um mit einem kapriziösen Kunden die Verteilung von Keywords zu diskutieren. Das war der Moment, in dem ich der Werbung den Laufpass und meine Kraft, dem Ertragen dieser Krankheit gegeben habe. Genützt hat es wohl mehr mir als meiner Mutter, weil sich als obsessiv selbständiger Mensch jede Handreichung verboten hat, die sie selber vollziehen konnte. Fast bis zum Schluss. Doch in der Schlussphase werden alle Regeln umgestossen ausser der einen: Dass wie alle alleine sterben.
Weshalb sehr reiche Menschen räsonieren wie sehr arme: Der Sinn des Lebens ist für alle gleich.
Das Leben geht weiter, irgendwie. Und nach einer lange Phase von Sterben und Werden, kommt das Verdrängen und die normalen Probleme sind wieder all gegenwärtig. Und das Geld regiert die Welt. Mein Rohstoff sind kreative Ideen. Sie sind nichts wert, ausser ich liefere sie zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Agentur oder für den richtige Auftraggeber ab. Ein Satz von mir kann gut 10 000 Franken wert sein. Oder gar nichts, wenn ich ihn wie hier für mich hin und her drehe. Mein Verhältnis zu Geld hat sich während meiner 37 Jahren Arbeit nicht geändert. Geld spielt keine grosse Rolle. Werte sind mir wichtiger. War ich in der Zeit, als ich für meine Vision einer Familie gearbeitet habe weniger wert als in der Zeit, die ich für die Visionen von Unternehmen getextet habe? Ich bin mir als Werberin oft sehr grossartig vorgekommen, besonders beim Rechnungen abschicken. Aber meine Mutter war das Zentrum unserer kleinen Welt und für sie da sein war kostbarer als Gold. Sehr viele systemrelevante Menschen arbeiten nicht nur für Geld sondern auch für den Wert, den diese Arbeit darstellt.
Der Ruf nach einem neuem Massstab bedeutet die persönliche Suche nach einem neuen Sinn.
Das ist der springende Punkt. Das Ende der Corona-Lockdown-Phase wird kommen. Die Arbeitslosigkeit wird steigen. Soll ich mich ohne Lohn wertlos fühlen? Die Währung, um jetzt etwas neu zu entscheiden, ist nicht nur Geld. Die wahre Währung ist auch der Sinn, den es für mich machen kann. Die Freiheit, die ich mir persönlich vom Geld verdienen genommen habe, hat mir ermöglicht, meine kranke Mutter fünf Jahre lang mit zu pflegen. Eine kostbare Zeit, die mich vieles gelehrt hat über den Wert des Lebens. Mein Einkommen liegt heute weit unter meinen Möglichkeiten. Ich bin aber so frei, maximal gut damit zu leben.
Wer mit mir über eine neue Lebensausrichtung reden will, kann mich gerne kontaktieren.